Fortsetzung von Nr. 253 Nachtexpress Berlin-München (lesenswert!!!)
(Authentisches) „Tagebuch eines Casnovas“ = Roman Macek , Musikstudent in München 1944, männerleer…
Erschienen 1977 im Stephenson Verlag.Ich hatte eine eine eigenartige Begegnung, als ich auf die Straßenbahn wartete. …… Anni kommt…. Schluß!15. November 1944Zwei Tage lang ließ mich Anni (Roman wohnt und liebt bei ihr) nicht einen Augenblick allein, als ob sie etwas gewittert hätte. Heute mußte sie mit den (2) Kindern fort. Irgend etwas Wichtiges. Ich hab´s vergessen.Wie gesagt… sie ist….XX Jahre alt. Das wußte ich an der Tramhaltestelle allerdings noch nicht. Sie trug diese scheußliche Mädchenuniform, schüttelte geschäftsmäßig die Opferbüchse, pflanzte sich frech vor mir auf. Fing es so an? Ja, ich glaube, so war es.“Habe schon gespendet. Spende andauernd.“
„Faule Ausrede. Sie wollen nicht.“Verblüfft sehe ich sie an. Der Mozartzopf gefällt mir. Nicht nur der. Sie hat zwei unwahrscheinlich schwarze Augen und ein ebenmäßig junges Gesicht, das mich an jemand erinnert. An wen? Weiß nicht. Mit wissend-koketten Lächeln, das ihrem Alter nicht entspricht, taxiert sie mich ab. „Nun … wird´s bald?““Weil Sie´s sind.“ Ich werfe einen Hosenknopf in die Opferbüchse.
„Wissen Sie, daß Sie unverschämt sind?“
„Ich?““Ja, Sie!“ Frech grienend wendet sie sich mit wiegenden Schritten um und grast die Gruppe der Wartenden ab, ohne großen Erfolg. Aber ich habe das Gefühl, daß sie mich nicht aus den Augen läßt. Meine Tram fährt ab, ohne mich.Das Mädchen kommt zurück. „Ach, ich habe keine Lust mehr.“ Beim S-Laut lispelt sie. Sehr süß.
„Muß die Opferbüchse nicht voll sein?““Schönes Wetter heute“, lenkt sie mii einem komisch-verzweifelten Blick gen Himmel ab. „Begleiten Sie mich ein Stück?“ Wer könnte dieser teuflischen Versuchung widerstehen? Ich nicht!Bezaubernd, unbefangen, geschmeidig wie ein junger Panther geht sie neben mir her. Immer wieder fühle ich ihre prüfenden Seitenblicke. Schließlich sagt sie: „Sie sehen unverschämt gut aus. Warum sind Sie nicht Soldat?““Studienerlaubnis. Ich studiere Musik.“
„Künstler“, lispelt sie begeistert und hängt sich vertraulich bei mir ein. „Ich hab´s doch geahnt!
Bitte, warten Sie einen Augenblick auf mich, aber bestimmt!“Natürlich warte ich.
Sie läuft zur Sammelstelle, gibt ihre Opferbüchse ab und kommt behend zurück.
Einen unerhört sinnlichen Gang hat das Mädchen.“So, das habe ich erledigt.“ Wieder hängt sie sich bei mir ein.
„Sie haben doch Zeit?“ Fragt sie besorgt.
Ich sehe sie an. Katzenartig, lauernd, aggressiv, zärtlich, unglaublich jung. „Na schön. wo gehen wir hin?““Ganz gleich. Kommen Sie.“
Sie führt mich und redet ununterbrochen. Wahrscheinlich glaubt sie, daß man Männer unterhalten muß. Bald erfahre ich, daß ihr Vater Arzt ist, daß sie Schauspielerin werden will, daß sie für Adolf Wohlbrück schwärmt, weil er so reif und männlich ist, und daß sie von der Schule geflogen ist. Genauer gesagt, hat man sie aus dem Internat am Bodesee gefeuert.“Ich lag mit einem französischen Gefangenen im Heu. Darum.“ Es klingt trotzig und beifallheischend. „Ist das so schlimm? Alle tun´s. Ich wollte endlich wissen, wie das ist. Schließlich möchte ich nicht von einer Bombe getroffen werden, ohne es je ausprobiert zu haben.““Und der Franzose?“
„Weiß nicht. Den habe ich nicht mehr gesehen.“
Sie schweigt, aber nur für Sekunden.
„Man muß Erfahrungen sammeln“, sagt sie eifrig, „Mit vielen Männern, das ist wichtig!““Ach! Das ist mir neu. Wie alt sind Sie eigentlich?“
„xx“. Mit dem Alter hat das übrigens gar nichts zu tun. Es ist einfach die beste Vorbereitung auf meinen Beruf.“
„Als was.?“
„Als Schauspielerin natürlich, oder. … ja .. Konkubine. Das würde mir auch gefallen.“
„Wirklich? Mit wie vielen Männern hast du dich denn schon vorbereitet?““Hab ich doch schon gesagt: mit dem Franzosen….“
Wir laufen durch Trümmer ausgebrannter Häuserzeilen, durch Straßen, aus denen Menschen schreckerfüllt geflohen waren, solange sie fliehen konnten. Kein Lebewesen. Nichts. Nur eine streunende Katze miaute kläglich, strich um unsere Füße. Plötzlich verstehe ich das schöne Mädchen mit den neugierig-frechen Augen und dem sehnsuchtsvollen Körper. Es ist eine Welt, von Erwachsenen mutwillig zerstört, in Scherben vor die hübschen Füße geworfen.Als sie unter dem brandgeschwärzten Eingang, der in kein Haus mehr führt, stehenbleibt, will ich ihr über den Kopf streicheln, wie man ein Kind tröstet, dem kein Spielzeug mehr verblieben ist. Sie kommt mir zuvor.
„Ich will dich küssen…..“ Sie stellt sich auf die Zehenspitzen, schlingt die Arme um meinen Hals, drückt sich an mich..
Ihre kleine Zunge ist flink und erfahren….
Sie reißt sich los und bleibt lauernd vor mir stehen, „Küssen ist langweilig“, sagt sie geringschätzig.
„Meinst du?“
„Weiß ich. Ich hab schon stundenlang geküßt.“
„Und was willst du?“
„Frag doch nicht. Du weißt es längst. Dich! ich will Dich.. richtig … verstehst du?“Ich mußte sie schon sehr dumm angesehen haben, denn sie fragt immer wieder: „Verstehst du? Dich! Ich mache dir keine Schwierigkeiten, bestimmt nicht. Großes Ehrenwort!“Hinter dem leeren Portal, in einer Ecke neben dem herabgestürzten Balken, lehnt sie sich gegen die Mauer mit den häßlichen Tapetenresten.
Sie macht keine Schwierigkeiten, nur ihr Jungferngebilde oder Stümper. (CS??). Ihre Augen leuchten glücklich, als das natürliche Hindernis beseitigt ist; zumindest kommt es mir so vor. Hinterher nimmt sie ein hübsches, buntes Kopftuch, schlingt es über die dunklen Haare und den Mozartzopf, winkt mir noch einmal zu und verschwindet, über Trümmer hüpfend.- – – – – – – – – – – – – – – – – – — Rücksprung 1938.. Roman studiert Musik in Rom..Das Kopftuch… Junge Mädchen lieben bunte Kopftücher. Albino, vor sechseinhalb Jahren. Kühle Korkeichenwälder im heißen Juli. Fröhlich schwätzende junge Priester in schwarzen Soutanen. Slawische Gesprächsfetzen. Landsleute meines Vaters. Postkartenpanorama am Waldrand: unten tiefblau der Albanersee, drüber Castelgandolfo, dahinter die
Sabinder Berge, darüber azurblauer Himmel.In der Nähe knabberten Ziegen mageres Gras. Müde setzte ich mich auf den Rain. Eine Stimme trällerte „Vergiß meine Worte nicht, Mädchen, denn du weißt noch nicht, was Liebe ist.“ Ich hob den Kopf. Nicht weit von mir saß ein junges Ding, barfuß, im verschlissenen schwarzen Kleidchen, zupfte an der Weidengerte auf den kindlichen Knien. Als ich sie ansah, verstummte sie, als ich wegsah, sang sie; als ich sie ansah, verstummte sie wieder. Bis wir beide lachen müßten.“Evi, junger Herr, wie spät ist es?“
Ich stand auf, blieb vor ihr stehen, „halb sieben“.
Sie lachte. „Sieben ist besser als halb-sieben.“Ich kannte das volkstümlich-römische Gleichnis: halb sieben gleich hängendes Glied, sieben gleich eregiertes Glied.
„Um genau zu sein, ist es bei mir jetzt dreiviertel.“
„O Dio“, sie schlug sich die Hand vor den Mund. „Ich dachte, du seist Ausländern und wüßtest nicht, was .. verzeih!“…“Non fe nieste“, sagte ich grienend.
Verlegen rupfte sie einen Grashalm aus, steckte ihn zwischen die Lippen.
„Un gran bel ragazzo“, sagte sie, ohne den Halm aus dem Mund zu nehmen.
„Warum setzt du dich nicht ein bißchen zu mir?“Ich ließ mich nicht bitten. Schweigend saßen wir nebeneinander. Ich legte den Arm um die schmächtigen Schultern.
Sie ließ es geschehen. Ich küßte sie. Da machte sie sich los. „Schenkst du mir was?“ Ich nickte.Im Ort sei ein Karren, an dem man Seidentücher kaufen könne. sie würde ein Tuch in die Hand nehmen und wieder fortlegen, dannn wüßte ich Bescheid. „Um halb acht. Bestimmt?“
Ich versprach es.Ihre Augen blitzten. „Und du machst nur, was ich will?“
Ich versprach auch das.
„Dann komm jetzt.“ Sie stand auf, nahm resolut meine Hand und führte mich in eine geschützte Mulde.“Setzt dich, presto!“ Befahl sie. So ungeniert wie anmutig zog sie sich rasch das Höschen aus, warf es zu Boden und setzte sich drauf. Noch immer am Grashalm kauend, nahm sie meine Hand und führte sie über den Rock zwischen die Beine. „Solamente cosi, capito!“
Zärtlich tastete ich die kleine süße Spalte ab, vor mir am jenseitigen Ufer der Sommersitz des Heiligen Vaters und neben mir die Versuchung.Sie war Jungfrau. Spielerisch ließ ich die Finger am Eingang zum Paradies.
„Si, si, un po Pin forte,“ sagte sie, räkelte die gebräunten nackten Beine, blinzelte mich aus halbgeschlossenen Augen an und knirschte erregt mit den Zähnen. Das magere Körperchen verströmte sich unter meiner spielerischen Hand, und das Mädchen blieb rein, wie es das Gesetz ihrer Gesellschaft befahl. Guten Gewissens könnnte sie dereinst im jungfräulichen Weiß vor den Altar treten.“Adesso tu“, sagte sie und hatte die Knöpfe schon geöffnet.
„Ola“, lachte sie unbefangen, „genau sieben Uhr !“
Mit überraschend geübten Bewegungen holte sie meinen Orgasmus, und als das ****** weit heraus*******e, freut sie sich wie ein Kind.. „Ohe, sei un uomo forte!“
„Ancora.“
„Ancora? Sei matto?“. Fuhr sie mich an und umschloß bereitwillig mein Glied, bis die Lust noch einmal hervorsprudelte.“Adesso basta!“ Rief sie, wischte die Hand im Gras ab, sprang trällernd auf und zog sich blitzschnell das Höschen an.
„Wie heißt du?“ Fragte ich.
„Non centi assolutamente.“ Ernst hob sie die Hand.
„Vergiß dein Versprechen nicht!“
Pünktlich um halb acht Uhr kam sie in ihrem verschlissenen Kleidchen an den Karren auf der Piazza.-
Selbstverständlich befühlte sie die Tücher, entfaltete ein blau-weiß-rotes, hielt es über den Kopf und legte es wieder zurück. Der Händler maulte. Sie schlenderte weiter, setzte sich auf die steierne Balustrade im Hintergrund der Piazza und blickte versonnen in die Ferne aufs Meer.Ich kaufte das Tuch für ein silbernes Fünflirestück, in das der Händler mißtrauisch hineinbiß, um die Echtheit zu prüfen. Langsam ging ich auf die Mauer zu, trat neben sie und sah in die rote Abendsonne, als sei ich vom Naturschauspiel überwältigt, ließ das Tuch fallen, um mich rasch danach zu bücken.SIgnorina, ihr Tuch!“
„Oh, grazie, ich habe gar nicht bemerkt, daß ich es verloren habe.“ Mit einer königlichen Gebärde band sie es um, und verschwand hoheitsvoll in der Menge…..- – – – – – —Skandal. Natürlich ist es ein Skandal. Woher sollte ich wissen, daß das Mädchen in Uniform Susi´s Tochter Katja ist?
Durch einen blöden Zufall kam alles heraus, als ich Mutter und Tochter treulich vereint in der Stadt begegnete.
Ich dachte mich trifft der Schlag. Katja hat sich sofort verraten. sie ist eben doch noch keine Schauspielerin….Anni tobt. „Jetzt reicht´s mir langsam. Ich hab´doch hier keinen Männerpuff. Was bildet sich diese dumme Gans eigentlich ein?“ Ich habe sie noch nie so wütend gesehen. Langsam beginne ich zu begreifen. Sie ist eifersüchtig. XX Jahre jung – das mag sie nicht — das erträgt sie nicht.Nur für einen kurzen Zeitraum war Susis Herzerl- und Schatzerl-Gerede aus unserem Kreis verbannt. Wir wußten alle, daß dieses Intermezzo eine für alle Beteiligten annehmbare Lösung finden mußte, und zwar schnell, denn die Situation war nicht ungefährlich. Die brave kleine Soldatenfrau ist das Sinnbild moralischer Opferbereitschaft, und treu wie weiland Penelope harrt sie enthaltsam ihres eventuell heimkehrenden Kriegers. Verführer sind nicht eingeplant. Wenn ein Böswilliger wüßte, was sich in einer Zeit nationaler Größe in einem Bürgerhaus abspielt…. nicht auszudenken!CS: Das Ende des Krieges naht
Noch eine Folge kommt…