„ The Sims online“
Eine Liebe im InternetWieder sitze ich in meinem Garten auf der Bank unter dem Maulbeerbaum und warte auf meinen Geliebten. Ich weiß, gleich wird er kommen.
Ein leiser Glockenton kündigt seine Ankunft an, da tritt er auch schon durch das schmiedeeiserne Tor. „Hello Margareth!“
„Hallo Phil! Komm rein!“ Fast sieht er aus wie auf dem Bild, das er mir geschickt hat. Groß, schlank, brünett.
Ich laufe ihm entgegen und strahle ihn an.
„Schön, dass du da bist Phil! Ich habe auf dich gewartet.“
„Du siehst bezaubernd aus, in deinem blauen Kleid, Margareth. Ich mag es an dir!“
„Ich weiß, Darling, ich habe es für dich angezogen.“
Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und berühre ganz leicht seine Lippen mit meinen.
Phil zieht mich fest in seine Arme, drängt seine Zunge zwischen meine Zähne, läßt sie in meinem Mund kreisen und entfacht ein Feuer in mir, das zu lodern beginnt.
„I love you, Baby!“ Noch vor wenigen Wochen malte ich bunte Bilder, fotografierte die Blumenläden in unserer Straße und freute mich auf die, immer seltener werdenden Besuche, meiner inzwischen erwachsenen Kinder. Mein Ehemann war gestorben. Plötzlich war ich alleine. Doch als mein jüngster Sohn eines Tages mit einem Computer vor der Tür stand, veränderte sich mein ganzes Leben.
Von Stunde an verbrachte ich viel Zeit vor dem PC, chattete hier und dort, schrieb Beiträge in den verrücktesten Foren und unterhielt mich prächtig.
Als das Computerspiel „The Sims Online“ auf den Markt kam, entdeckte ich eine ganz neue, faszinierende Möglichkeit meine kreativen Fantasien auszuleben.
Ich erfand eine Figur, die ich Lady Margareth nannte, hüllte sie in ein sexy Outfit und schickte sie als Reporterin in eine virtuelle Stadt in Amerika. Ich baute ein gemütliches Landhaus mit einem Kamin, einem Garten voll blühender Blumen und einem Teich, auf dem Seerosen schwimmen. Eines Tages stand Er vor der Gartentür. „Hello!“
„Hallo!, Komm rein, die Tür ist offen. Willkommen!“
Mit langen Schritten kam er auf mich zu und lachte mich an.
„Ich heiße Phil.“
„Ich bin Margareth. How are you? Darf ich dir ein Glas Wein anbieten?“
„Gerne, danke! Wo kommst du her, Margareth?“
„Deutschland. Und du?“
„Virginia“
Ich geleitete den Amerikaner zum Weinbrunnen hinterm Haus und reichte ihm ein Glas.
„Prost!“
„Prost!“
„Was trinken wir?“
„Rheinwein. Trocken und sehr süffig.“
„Großartig! Schlürf!“
Ich legte eine Platte auf und forderte meinen Gast zu einem Tänzchen auf. Es schien ihm zu gefallen. Er wirbelte mich im Kreis herum, dann nahm er gerne noch ein Glas.
„Wie alt bist du, Margareth?“
„Ich bin 33“, log ich. „Und du Phil?“
„42. Bist du verheiratet, Margareth?“
„Nein, ich bin Single. Und du?“
„Ich bin geschieden und habe zwei Söhne. Hast du einen Freund, Margareth?“
„Im Augenblick habe ich keinen Freund.“ Wenigstens das entsprach der Wahrheit.
„Wie siehst du aus? Ich meine in Wirklichkeit?“
„Ich bin klein und zierlich, habe braune Haare und blaue Augen.“ Zierlich? War ich einmal.
„Ich liebe blaue Augen. Was hast du für eine Körbchengröße?“
Ohhhhhh, was für eine unverschämte Frage.
„Körbchengröße D“, übertrieb ich maßlos.
„Wow, du bist eine schöne Frau Margareth. Ich liebe große Brüste.“
Sollte ich ihn rausschmeißen?
„Erzähl mir was von dir, Phil!“
„Ich schicke dir ein Foto, wenn du mir deine Email Adresse verrätst“
„Fein Phil, ein Foto wäre super! Ich habe eine Hot-Mail.“
„Ich muss jetzt wieder arbeiten. Bis später! Bye!“
„Bye, bye!“ Ich zog einen Bikini an, nahm die Gießkanne zur Hand und fing an, die Blumen zu wässern. Nur wenige Minuten später stand Phil schon wieder vor der Tür. „Hello, ich bin wieder da!“
„Ich freue mich! Komm rein!“ Ich freute mich wirklich, mußte ich mir eingestehen.
Er drückte mir einen Kuß auf die Wange.
„Hello Baby! Du siehst sexy aus in dem Bikini.“
Ohne die geringste Scheu strich er mit seinem Zeigefinger über meinen Busen.
Dabei lachte er so fröhlich, daß ich ihm nicht widerstehen konnte, als er mich in seine Arme zog und mitten auf den Mund küßte. Es war schon so lange her, daß mich ein Mann geküßt hatte. So unendlich lange. Würde die Sehnsucht niemals aufhören?
Phils Hände glitten an meinem Körper hinab, er berührte meine Taille, meine Schenkel, sie ruhten auf meinem Po. Ich war erregt.
„Bist du hungrig Phil? Ich kann Sauerbraten kochen!“
„Was ist Sauerbraten, Darling?“
„Fleisch. *****res, saftiges Fleisch.“
„ Ohh Sweetie, ich bekomme Appetit!“
„Auf Sauerbraten?“
„No, no, auf dich, Margareth!“
„Whirlpool?“ War das noch ich? Wollte ich diesen Mann tatsächlich in der Lovetub verführen?
Die ganze Wanne quoll über von all den blubbernden Blasen, die unsere nackten Körper umspielten.
Phil zog mich dicht an sich.
„Ich will dich!“ flüsterte er mir ins Ohr.
„Jaaaa!“
Ich klammerte meine Beine hinter seinem Rücken fest, drückte meine harten Nippel an seine Brust und stieß einen kleinen Schrei aus, als er in mich eindrang.
Ohhhhhhhh, Ahhhhhhhhh ……
Ich erlebte meinen ersten virtuellen Orgasmus, der uns beide in die Unendlichkeit des Universums katapultierte. Wir flogen hoch über den Wolken zu den Sternen, erreichten die Milchstraße und sausten hinunter, zurück in den Pool.
Lachend fielen wir uns in die Arme.
„Es war wundervoll Margareth!“
„Ja, Phil, eine tolle Reise. Ich habe so etwas noch nie erlebt.“
„Ich liebe dich!“
„Ich liebe dich!“
„Ich muß wieder arbeiten. Bis später!“
„Bis später Phil“
„Kisses! Bye, bye! Als ich im Badezimmer vor dem Spiegel stand, sah ich meine geröteten Wangen und meine glänzenden Augen. Ich fühlte mich verliebt wie ein Teenager. „I love you, Phil!“
Ich sehe das Flackern in seinen Augen.
„Ich will dich!“
„Liebst du mich wirklich, Phil?“ Schon schäme ich mich, daß ich so kindisch bin. Weiß ich nicht ganz genau, daß wir ein Spiel spielen?
„Ich liebe dich Darling. Du bist wunderbar, my German Lady!“
„Ich liebe dich auch, my American Lover.“ Ich meine es ernst.
Er nimmt mein Gesicht in seine Hände und schaut mir lange in die Augen.
„Margareth, kannst du mir auch ein Foto von dir schicken?“
„Mach ich Phil.“ Ein mulmiges Gefühl beschleicht mich. Wo bekomme ich ein Foto her? Er weiß ja nicht, daß ich 20 Jahre älter bin als er.
„Willst du mich in Virginia besuchen? Ich möchte dich kennenlernen.“
„Phil, Darling, was für eine wundervolle Idee!“ Mir zittern die Knie, als er mich ins Schlafzimmer führt.
Vor der Bettkante bleibt er stehen. Gegenseitig helfen wir uns aus den Kleidern. Langsam gleite ich an seinem Körper hinab auf die Knie, berühre ihn zärtlich.
„Du bist so gut zu mir, Honey!“
„I love you!“
„Warte Margareth, Telefon, ein Klient. Ich muß gehen. Bis später Darling! Sorry, bye!“
Der Mann, den ich gerade glücklich machen wollte löst sich vor meinen Augen in Luft auf. Es ist später Nachmittag. Ich ziehe die Jalousien hoch und blicke aus dem Fenster. Die Menschen auf der Straße sind leicht bekleidet und tragen Sonnenhüte. Ist es etwa schon Sommer und ich habe es nicht bemerkt?