Am nächsten Tag stand ich wieder in der Kantine, um Essen auszugeben. Ich war mit meinen Gedanken völlig bei Kathinka, Natascha , Michelle und den Ereignissen der letzten Tage. Ich träumte so sehr mit offenen Augen, dass ich das Mädchen ignorierte, das vor mir stand.
„Hallo, darf ich etwas zu essen haben?“ fragte mich eine schüchterne Stimme.
„Oh, natürlich. Verzeihung. Ich … ich war mit dem Kopf bei dem Text für mein nächstes Theaterstück.“ Das war eine blöe Ausrede, aber mir file wirklich nichts Besseres ein.
„Aha. Schreibst Du Teaterstücke?“
„Nein, ich …“
Es entwickelte sich ein längeres Gespräch. Wir verabredeten uns am Abend gemeinsam etwas trinken zu gehen.
Ich fragte Susanne – denn so hieß meine nette neue Bekanntschaft – irgendwann an diesem Abend, was ihre Eltern von Beruf waren.
Finanzbuchhalterin und Baggerführer.
Das war eine Grundlage.
Das ist jetzt viele Jahre her.
Ich habe Susanne später geheiratet. Wir sind bis heute glücklich zusammen.
Ich habe Kathinka seinerzeit gebeichtet, dass ich das Leben, das sie führte, nicht leben konnte. Sie versuchte noch einige Zeit lang, mich zurückzugewinnen. Sie war sehr traurig: „Du findest es lächerlich, dass jemand wie ich, der eigentlich nur ‚rumf…‘ eine Liebesbeziehung haben will, stimmt’s?“
„Nein, das ist es nicht. Du bist definitiv nicht lächerlich. Aber ich kann es einfach nicht. Auch wenn es toll war, so etwas erlebt zu haben.“
„Und wenn ich aufhören würde?“ fragte sie.
„Das könntest Du nicht. Und das würde ich auch nicht verlangen.“
Ab und zu traf ich Kathinka in der Kantine. Wir hatten nie wieder Sex.
In meiner Theatergruppe spielte fortan auch Susanne. Michelle hatte aufgehört und widmete sich jetzt ganz ihrer neuen Karriere. Ich habe sie noch ein paarmal getroffen. Sie hat mich gefragt, ob ich mal wieder Lust hätte. Klar hatte ich, aber ich habe es trotzdem bleiben gelassen …Nein, ich ziehe keine moralischen Schlüsse. Es war wirklich großartig, Kathinka begegnet zu sein. Und es war atemberaubend gewesen, in solch kurzer zeit so viel Sex mit aufregenden Mädchen gehabt zu haben. Ich breche nicht den Stab über die toll, süße Kathinka. Überhaupt nicht. Aber irgendwie war ich zu schwach für so viel Promiskuität. Die Monogamie hat mich eingeholt.
Neulich hat mich Susanne gefragt, ob ich nicht ab und zu die Fantsaie habe, mit einer anderen Frau Sex zu haben, als mit ihr.
„Nein“ habe ich gestagt, „nein, nie. Ich mag es, völlig treu zu sein und du genügst mir völlig. Ich liebe Dich. Nur Dich. Du bist mir unglaublich wichtig.“ Nach diesen Sätzen sind wir ganz ohne Sex friedlich miteinander eingeschlafen. Einfach so.Natürlich weiß ich, dass Kathinka diese Geschichte lesen wird. Und natürlich weiß ich, dass ihr Lebensstil bei vielen Menschen auf Unverständnis stoßen wird. Aber in meinem Herzen wird sie immer einen festen Platz behalten.ENDE