Roman Macek 1977 autobiograhischer Roman “ Tagebuch eines Casanovas“ Stephenson Verlag, Seite 43Nr.253… im Nachtexpress 22. Juni 1944 Berlin/München hatten sich Roman und Marlies nebeneinander sitzend kennen gelernt. Ihr Strumpfbandknopf drückte in seinen Schenkel, die Hitze ihrer beiden Oberschenkel vereinigte sich.
Marlies ist frische Fronfliegerwitwe und hat noch nie einen Orgasmus mit einem Mann erlebt.
Roman versucht die Glut in ihr zu wecken… und es gelingt ihm mit harter Arbeit erste zarte Regungen in ihr zu wecken In Nr. 254 kommen beide in München morgens an. Er läßt sich nicht abschütteln und folgt ihr nach Hause. Dank seiner stundenlangen Geduld kommt sie das erste Mal aus sich heraus… reitet ihn mit Wucht und kommt heftig… mehrfach!. Beide sind erschöpft. Die Mutter wird von der Nachtschicht erwartet.Nr. 255 Im männerleeren München warten die Verführungen auf Roman.Ein Schatten huscht über das (Marlies) schöne Gesicht . Morgen? Wer weiß das schon? Traurig sieht sie mich an, gibt sich dann unvermittelt einen Ruck, als wehre sie sich gegen eine unbekannte Gefahr, und steht schnell vom Bett auf.Taumelnd geht sie durchs Zimmer, setzt sich mit hängenden Schultern vor den Spiegel und lächelt mir durchs Glas zu.“Steh auf, du Ungeheuer. Weißt du überhaupt , wie spät es ist?“
„Keine Ahnung. Interessiert mich auch gar nicht.“
„Aber mich. es ist gleich vier Uhr nachmittags. meine Mutter wird bald hier sein“.Nur widerwillig stehe ich auf, fühle die angenehme Schwäche in den Muskeln und räkele mich erst einmal
mit sinnlichen Behagen. Sie geht unter die Dusche und genießt offensichtlich die prickelnde Frische auf ihrer Haut. Mit wirrem Hasr, das mir widerspenstig in die Stirn fällt, lehne ich an der Tür und blicke ihr interessiert zu. Schön, wie die silbrigen Wasserperlen Brüste und Beine hinunterlaufen. Als sie nach dem Badtuch tastet, hülle ich sie darin ein und trockne sie zärtlich ab.Erstaunt schüttelt sie so heftig den Kopf, daß die Wassertropfen in ihren Haaren mein Gesicht be********. Sie lacht. „Das kalte Wasser wird dir gut tun. Beeil dich.“Als sie das Bad verlassen will, halte ich sie fest, aber sie reißt sich los.
Während ich unter der Dusche stehe, höre ich sie im Schlafzimmer nervös hantieren, Schubladen aufreißen und die leicht quietschende Schranktür zuschlagen. Kurz darauf steht sie in einem enganliegendem schwarzen Seidenkleid vor dem Spiegel und bürstet die langen Haare. Bewundernd sehe ihr zu.“Bitte“, drängt sie ungeduldig, „ziehe dich an.“
Unwillig suche ich meine Sachen zusammen. Hastig beendet sie ihre Toilette. Plötzlich fällt klirrend die Puderdose zu Boden. Mit erhobenem Arm bleibt Marlies erschreckt stehen. „Was ist?“
„Es hat geläutet“, sagt sie verstört.
„Deine Mutter?“
„Nein, sie hat einen Schlüssel.“ Sie flüstert ängstlich: „Was soll ich bloß tun?“
„Nichts“ sage ich ruhig, fahre auf dem Bettrand sitzend in die Hose und greife nach dem Hemd, „laß es doch läuten.“Wie aufs Stichwort läutet es wieder. „Schnell, komm wenigstens aus dem Schlafzimmer raus.“
Eilig schlüpfe ich in die Schuhe, nehme das Jackett vom Stuhl. Als ich mich vor dem Spiegel flüchtig die Haare zurückbürste, sagt sie: „Vielleicht sollte ich nicht aufmachen.““Das wäre das Beste“, lächle ich ihr Mut zu. Sie steht kopflos neben mir. „Nein, das geht auch nicht, wegen meiner Mutter. Was soll ich nur sagen?'““Beunruhige dich nicht. Das ergibt sich ganz von selbst.“Beim dritten Läuten setze ich mich ganz unbefangen auf die geblümte Couch im Wohnzimmer, kontrolliere, ob alle Knöpfe geschlossen sind, und zünde mir eine Zigarette an.Ein lächerlicher Vorgang. Jemand öffnet eine Tür. Jemand steht draußen, jemand tritt ein. Jemand sieht dich an, gibt dir die Hand. Nichts. Konversation: „Schönes Wetter? Besser nicht, wegen der Flieger. Ach ja, Sie haben noch Gründgens als Hamlet gesehen? Interessant! Schrecklich die Kämpfe bei sowieso. Unsere armen Soldaten (Seufzen) Dieser Krieg! (Je nach Gesprächspartner) Aber am Sieg ist nicht zu zweifeln. (oder flüsternd) BBC meldete gestern – hm , habe ich auch gehört……“Der Dialog zwischen Frauen, die befreundet sind oder glauben, miteinander befreundet zu sein, klingt anders.
Stimme in ansprechendem Mezzopran, mit gut geheucheltem Mitgefühl: „Marlies, mein Armes!“
Marlies (gespielt freundlich) : „Oh Anni, wie geht´s denn?“
Anni (neugierig): „Ich wollte nur mal sehen,ob du schon zurück bist!“
Marlies (harmlos) : Ja, seit heute früh.“
Anni (forschend) : “ Und ich war fast sicher, daß du noch nicht zu Hause bist“
Marlies (harmlos): „Weil ich nicht sofort geöffnet habe?“
Anni: (Vorwurfsvoll) „Ich habe dreimal geläutet.“
Marlies (unglaubhaft): „Entschuldige, ich war in der Küche, wollte gerade etwas zu essen machne. Ich habe Besuch.“Anni (anzüglich): „Störe ich?“
Marlies (noch unglaubhafter): „Aber nein.“
Anni (neugierig) : „Wer ist es denn?“
Marlies (sich fügend) : „Komm doch reinDann steht sie in der Flügeltür des Wohnzimmers: eine elegante Frau im geblümen Sommerkleid, ungewöhnlich geflegt, schlank, mit schmalen Fesseln, selbstsicherem Lächeln und gezielter Koketterie. Die dunklen Haare zum Tituskopf gelockt, raffiniert unfrisiert, als käme sie gerade von einem erstklassigen Coiffeur. Keine klassische Schönheit, aber der leicht frivole Gesichtsausdruckl, die ironischen braunen Augen machen sie zu einer beachtenswerten Erscheinung. Als sie mir selbstbewußt mit kleinen Schritten entgegenkommt, mit wippenden gut geformten Brüsten unter dem leichten Kleid. Mit gespitzten Lippen sagt sie überrascht: „Oh – ein Mann?“Ich stehe auf, versuche konventionell zu lächeln. Wahrscheinlich grinse ich verlegen.
„Und sogar ein junger, gutaussehender“, vollendet sie ungeniert. Schnell beuge ich mich über die hingestreckte Hand,
die nach Lancome duftet.Marlies ist der Freundin mit schlecht verborgener Mißbilligung gefolgt. „Das ist Roman“, stellt sie zögernd vor.
„Macek“, ergänze ich und gebe die Hand frei.
„Meine Freundin Anni Gerlos“, sagt Marlies und rückt, ohne hochzusehen einen Sessel gerade.Anni stellt die schwarze Handtasche auf dem niedrigen Couchtisch und nimmt mir gegenüber in einem tiefen Sessel Platz. Sie kreuzt die Beine übereinander, wippt leise mit dem Fuß und nimmt sich eine der englischen Zigaretten vom Tisch.Ich reiche ihr Feuer. Taxierend sieht sie mir über die Flamme hinweg direkt in die Augen, lehnt sich zurück, saugt gierig den Rauch ein und läßt den Blick über meinen Körper wandern, als habe sie einen seltenen Kunstgegenstand zu prüfen. Ohne mich aus den Augen zu lassen, wendet sie sich an Marlies.“Und diese Bekanntschaft verheimlichst du mir?“ Etwas Lauerndes ist in ihrer Stimme. Als ob sie es selbst gemerkt hätte, wechselt sie die Tonlage, geht in heiterverspieltes Zwitschern über. „Wenn ich das gewußt hätte, wäre ich öfter zu dir gekommen.“ Sie lacht Marlies in aller Harmlosigkeit zu. „Kennst du Herrn Macek denn schon lange?““Ja“ lügt Marlies ungerührt, „über einen gemeinsamen Bekannten von Eddie.“
„Dann hast du ihn tatsächlich vor mir versteckt? Vor deiner besten Freundin?“ Wie beleidigt verzieht sie die Unterlippe. „Ich finde das gar nicht nett von dir.“Man weiß bei ihr nicht, was sich hinter dem Gerede verbirgt. Sie lacht, aber ihre Augen bleiben ernst und beobachtend. Marlies entschuldigt sich: „Es hat sich eben nie ergeben“ und greift nach einer Zigarette.Amüsiert folge ich dem Gespräch zwischen den Frauen. Anni insistiert. Thema „Männer“. ihr Fuß wippt auffällig.
Offensichtlich zieht sie eine Szene ab. Sie weiß es genausogut wie Marlies. Seit sie im Zimmer ist, hat sie die Hauptrolle übernommen und gibt mit unleugbarem Charme Binsenweisheiten von sich.“Ach, Männer sind ja so rar – wenn man sie wenigstens auf Bezugsschein bekommen könnte.“ -etcetera.
Das Eigenartige an ihr ist, daß man weniger darauf hört, was, sondern wie sie etwas sagt. Schon ihre Stimme hat etwas aufreizend ‚Frivoles“. Jede Bewegung ihres geschmeidigen Körpers, jeder Blick, alles an ihr wird zur bewußten Provokation. Effektvolle Mittel, von einem meisterhaften Regisseur an der richtigen Stelle, im richtigen Moment, zum richtigen Zweck angewendet: Den Zuschauer gefangen zu nehmen. Der Zuschauer bin ich.
„Jetzt hör´doch auf“, sagt Marlies ärgerlich.Anni spielt an ihrer Perlennkette und lächelt damenhaft. „Es ist natürlich alles nur ein Scherz.“ Mit kaum vernehmbaren Spott wendet sie sich jetzt direkt an mich: „Wieso tragen Sie nicht das Ehrenkleid der Nation?“
„Vielleicht habe ich ein Gebrechen“, antworte ich belustigt.
Sie lacht. „So sehen Sie aber gar nicht aus. Dann – lassen Sie mich raten – Sie sind in der Kriegswirtschaft beschäftigt?“ Ich schüttele den Kopf.Anni sieht mich mit „verhangenen“ Augen von unten herauf an. Der Fuß wippt weiter. Ich weiche ihrem Blick nicht aus. Er kündet mir einen Kampf an, dessen Regeln sie bestimmt.Marlies unterbricht das gefährliche Schweigen. „Sei nicht so grenzenlos neugierig. Herr Macek ist in geheimer Mission hier“, erklärt sie, nur um irgend etwas zu sagen.Anni sieht ihre Freundin zweifelnd an. „Ach ja – ich hielt ihn für intelligent.“
Marlies lacht höflich. „Sagen Sie´s ihr endlich, Herr Macek, damit die Neugier befriedigt wird.““Ich studiere an der Akademie für Tonkünste.“ Im gleichen Moment fällt mir ein, daß ich die heutige Vorlesung über den Kontrapunkt völlig vergessen habe.
„Interessant“, ruft Anni exaltiert, „Musiker sind sehr sensible Menschen, sie spüren die Zwischentöne“, und sie schließt begeistert die Augen. „Ich liebe Musik!“
„Ach, ein ganz neuer Zug an dir“, sagt Marlies trocken.Anni hat gemerkt, daß ihr Enthusiasmus übertrieben war. Wie eine abgebrühte Schauspielerin scheint sie das Gefühl zu haben, in der letzten ‚Szene nicht gut gewesen zu sein. Sie überspielt es mit einem Themenwechsel. „Und wie war es in ‚Berlin? Hast du Erfolg gehabt?““Nein.“ Marlies wird einsilbig und beguckt angestrengt ihre Fingernägel.
„Das habe ich mir gedacht.“ Als Marlies weiter schweigt, setzt Anna hinzu: „Wir können ja noch später darüber sprechen.“ Mit verschlossenem Gesicht steht Marlies auf, reibt unschlüssig die Hände an einander.
„Wolltest du uns nicht etwas anbieten?“ lenkt Anni freundlich ab.
„Entschuldigung, das habe ich ganz vergessen.“Anni springt auf. „Komm ich helfe dir.“ Geschäftig gehen beide Frauen in die Küche, bringen nach wenigen Minuten ein hübsch angerichtetes Tablett mit Tee, Dauergebäck und Fliegerschockolade. Beim Tee sprechen sie von Freundinnen und gemeinsamen Bekannten, bis Marlies fragt: „Und dein Mann? Hast du Nachrichten?“Anni macht eine wegwerfende Handbewegung.
„Ich wußte gar nicht, daß sie verheiratet sind“, mische ich mich ins Gespräch ein.
„Was heißt verheiratet. Er taucht mal kurz auf, verschwindet für lange Zeit, um wieder überraschend aufzukreuzen. Wenn Sie das unter Verheiratetsein verstehen …. Ist er hier, spricht er vom Krieg und ich frage mich, warum ich mit dem fremden Mann ins Bett gehen muß, nur weil auf einem amtlichen Papier steht, daß es sein Recht und seine Pflicht ist. Dann bin ich froh, wenn wir vom Fliegeralarm gestört werden. Im Keller kann er wenigstens nichts von mir wollen.
Wenn er nicht hier ist, sitze ich weniger gern im Keller, besonders heute Mittag habe ich mich geärgert.““Wieso?“ fragt Marlies. „Es war doch Alarm.“ „Heute?“ „Von zwölf bis zwei.“
„Natürlich“, bestätige ich mit scheinheiligem Seitenblick auf Marlies. „Von zwölf bis zwei.“
Anni zieht die Augenbrauen hoch…“ Warst du denn nicht im Keller? Du willst mir doch nicht weismachen, daß du…..“
„Entschuldige bitte, natürlich. Ich bin ganz durcheinander nach dieser Reise.““Das kann ich verstehen“, sagt Anni mitleidig. „Nicht einmal zum Geburtstag hat er mir gratuliert“ Sie tut, als ob sie sich tatsächlich darüber ärgere.
„Vielleicht konnte er nicht““Ach, wo er sitzt“, sie verzieht geringschätzig den Mund, “ da lebt er friedlicher als wir hier.
Nachdem mir kein Mensch zum Geburtstag gratuliert hat, habe ich mir einen starken Mokka gebraut und bin dann ….“
„Anni, daß ich das vergessen konnte. Du hast ja heute Geburtstag!“ Marlies sieht ganz bekümmert aus.
Anni nickt mit dem Kopf und lächelt traurig.“Ich gratuliere dir, wirklich, von ganzem Herznen.“
Marlies küßt sie auf beide Wangen und umarmt sie. „Es tut mir so leid, daß du … . Warte, ich komme gleich wieder.“
Eilig verläßt sie das Zimmer, sucht wahrscheinlich nach irgendeinem Geschenk, irgend etwas, womit sie Anni eine Freude machen könnte.
Förmlich lächelnd stehe ich auf. „Auch ich möchte gratulieren.“
„Danke“ Sie sieht mich mit glänzenden Augen an, hebt ihr Gesicht unmißverständlich zu mir auf. „Und?“
Sanft küsse ich sie auf die Wangen.“Danke“, sagt sie noch mal und greift nach einer Zigarette. Sie tut mir leid in diesem Augenblick, in dem sie sich verlegen bedankt, weil ihr ein fast unbekannter Mann mit einem Kuß zum Geburtstqg gratuliert hat.. Stumm dreht sie die Zigarette in den Händen. Nachdenklich betrachte ich sie. Ein apartes sinnliches Geschöpf, gezwungen im Keller zu verblühen, gezwungen um Feundschaft zu betteln, gezwungen allein zu sein. Was wäre sie in normalen Zeiten? Ein Spielzeug?
Brave Ehefrau eines Spießers? Eine teure Hure? Ein Nichts? Man weiß es nicht, denn es gibt keine normalen Zeiten. Es gibt überhaupt nichts Normales. Es gibt nur Angst. Angst, die die Gesichter zu Grimassen verzerrt. Angst, vor der Grausamkeit, Angst vor dem gewaltsamen Tod. Überall Angst, auch in den Augen der Frau. Automatisch reibe ich meine Stirn, als könne ich mit dieser Handbewegung alles auslöschen.Ich weiß, daß es nutzlos ist. Ich weiß nur, daß man sich für kurze Zeit eine Traumwelt errichten, daß man einen Menschen an die Haynd nehmen, fortführen, vergessen machen kann. Nur dies ist geblieben: das ewig unzerstörbare Spiel zwischen Mann und Frau. ich möchte aufstehen, jetzt, sofort, möchte mich von ihr in diese Traumwelt führen lassen, aber der Gedanke an Marlies hält mich zurück. Lächelnd und ein bißchen verlegen betritt Marlie das Zimmer. Sie hält einen Parfümflakon in der Hand, an dem traurig ein Röschen baumelt. „Es ist nicht viel“, sagt sie entschuldigend und setzt sich rasch. Anni bedankt sich überschwänglich, lacht ein wenig zu laut.
„Du Engel – französisches Parfum – wenn das kein Geburtstag ist – und einen Kuß habe ich auch bekommen, von Herrn Macek. Was sagst du , Marlies? Ist das ein Fest?“Marlies sagt nichts. Mit einem Seitenblick versucht sie meinen Gesichtsausdruck zu prüfen. Unbefangen lächle ich ihr zu, während Anni zwei winzige Tropfen Parfüm hinter die Ohrläppchen tupft.“Sind Sie mir böse, Herr Macek?“ fragt sie kokett. „Warum?“ „Daß ich von dem Kuß gesprochen habe?“
„Aber Anni“, beeilt sich Marlies für mich zu antworten, „Herr Macek ist doch kein Spielverderber.“
„Ist er nicht?“ Aber vielleicht denkt er, daß ich ihn verführen wiollte?“Marlies geht plötzlich auf denn frivolen Ton ein. „Erstens hast du Geburtstag, und zweitens muß Herr Macek wissen,
ob er sich verführen lassen will. Schließlich ist er erwachsen.““Hast du es auch versucht, Marlies? „Ich habe ja nicht Geburtstag“, lenkt Marlies hilflos lächelnd ab.
„Nein“, sagt Anni, „ich weiß, das wäre unmöglich bei dir. Ich wünschte ….“
„Was wünscht du?“ unterbricht Marlies schnell.
„Nein“, sagt Anni bestimmt. „Ich wünsche gar nichts.“ Sie sieht mich eindringlich an. „Oder? Doch. Natürlich wünsche ich mir viel, sicher sogar zuviel.“ sie senkt die Augen, weil sie den kritischen Blick von Marlies fühlt.Es ist ein Kampf wie zwischen graziösen Katzen, die sich spielerisch umschleichen und mühsam die scharfen Krallen zurückhalten. Marlies wirkt äußerst kühl. Nur die nervösen Handbewegungen, mit denen sie den ohnehin glatten Seidenrock über die Knie zu ziehen versucht, passen nicht zu ihrem Gleichmut.Anni dagegen verbirgt nichts. Ihr geschmeidiger Körper ist ein Instrument, das sie unverhohlen zum Spiel anbietet. Ihre offen zur Schau gestellte Sinnlichkeit reizt meine Phantasie. Ich bin sicher, daß sie keine Hemmungen hat, keine haben will, daß sie Konventionen haßt und dafür gehaßt wird, daß sie nimmt, wenn sie sich hingibt. Neben ihr wirkt Marlies doppelt scheu, zurückhaltend und stolz. Jezt ist sie eine andere Frau als jene, die ich vor kurzem noch nackt im Arm hielt, die ihre Schenkel öffnete….Leises Unbehagen beschleicht mich zwischen diesen beiden Frauen, und ich wünsche, dem gefährlichen Geplänkel, das sich um meine Person entspinnt, zu entkommen. Unbewußt leistet Anni mir dabei Hilfe. „Ich muß jetzt gehen, Marlies. Wann kommst du zu mir?“
Marlies verspricht zu telefonieren und sieht zerstreut auf die Uhr. „Kommt Mama?“ fragt Anni.
„Sie müßte eigentlich schon hier sein.“
Ich erhebe mich rasch. „Dann möchte ich mich auch verabschieden.“Während Anni noch vor dem Spiegel den Sitz ihrer Strumpfnähte prüft, läßt mir Marlies an der Haustür verschwörerisch einen Zettel in die Hand gleiten. Nachdem Anni und ich das Haus verlassen haben, vermeidet Anni alle zweideutigen Bemerkungen, mit denen sie vorher so freigiebig umgegangen war. Die Sommerhitze brütet immer noch. Die wenigen Bäume der breiten Straße, in die wir einbiegen, bieten nur kläglichen Schatten. Ein mit lethargischen Soldaten vollgeprofter Lastwagen fährt vorüber. Als sie Anni sehen, grinsen sie. Einer pfeift auf den Fingern. Anni überhört hochmütig zotige Rufe und geiles Gelächter.“Was für ein Pech für Marlies“, sagt sie unvermittelt. Unsere Schritte hallen auf dem Pflaster. Sie betrachtet angestrengt die Kopfsteine. „Sie hatte auch nichts von ihm“, murmelt sie nach einer Weile wie im Selbstgespräch. Ihr Gesichtsausdruck is abwesend. Man könnte glauben, sie hätte den Mann neben sich vergessen. Doch unvermittelt bleibt sie stehen, lächelt verführerisch und legt den Kopf in den Nacken. Eine Schönheit, wenn ihre braunen Augen glänzen und sich die Lippen sehnsüchtig öffnen.“Ich habe Geburtstag“, sprudelt sie hastig hervor. „Ich will mir noch etwas wünschen dürfen.“ Dazu legt sie die Hand auf meinen Arm. Sofort schießt mir eine Blutwelle durch den Kopf. Mein Mund fühlt sich trocken an. „Bitte , wünschen Sie.““Ich weiß, daß ich nicht einfach über Sie verfügen kann, aber Sie würden mir eine großen Freude machen, wenn …“ Sie stockt. „Wenn?“ „Wenn Sie….“ Ihre Augen werden bittender, verlangender.
„Sagen Sie es doch endlich.“
„Wenn Sie mit mir einen kleinen Spaziergang machen würden. Allein komme ich nie heraus.“Wenn ich mich an diese Szene richtig erinnere, verspürte ich hier schon den Wunsch, sie sofort in die Arme zu nehmen und zu küssen. Doch da ist meinen Aktenmappe. sie ist zwar leicht, weil sie nur das Notwendigste zum Übernachten enthält, doch albern genug: sie stört mich. Ohne Ziel gehen wir weiter, schlagen schließlich die Richtung zum Fluß ein. Die Gegend wird einsam, die Häuser bleiben hinter uns zurück.“Meine Schester hat Nachtdienst. Es genügt, wenn ich um acht Uhr zu Hause bin“, sagt sie ganz beiläufig und schweigt wieder. An einem bewaldeten Abhang zum Fluß hin stützt sie sich wie unabsichtlich auf meinen Arm. Ihre Hand zittert. Als ich sie ansehe, zieht sie die Hand zurück.
Wir schlendern am grün schäumenden Fluß entlang. Nach längerem Schweigen versuchen wir, von Belanglosem zu sprechen, als müßten wir hinter leeren Worten unsere Gedanken verbergen, und unsere Stimmen haben einen unnatürlichen gepreßten Klang. Zwei Flakhelfer kommen uns mit energischen Schritten entgegen, Kinder. Erstaunt mustern sie uns, marschieren im Gleichschritt weiter. Man geht nicht spazieren. Niemand geht spazieren. Die Gegend liegt wie ausgestorben.Links schlängelt sich ein kleiner Pfad durch dicke Baumstämme hindurch. Sie bleibt stehen und blickt nachdenklich in die grünen Wasser des Flusses. Ihre Augen nehmen im Reflex einen unergründlich katzenhaften Schimmer an. Langsam wendet sie mir das Gesicht zu. Ihre Nasenflügel zittern. Mit leichtem Lächeln sagt sie: „Nun fällt mein Geburtstag doch noch schöner aus, als ich heute morgen dachte…“Schweigend sehe ich sie an. Das Lächeln erstirbt. Der Blick saugt sich an meinen Lippen fest. Getrieben von sinnlicher Lust stehe ich ihr so nahe gegenüber, daß ich den unruhigen Atem im Gesicht spüre. Meine Mappe und ihre Handtasche fallen gleichzeitig mit dumpfen Geräusch zu Boden. Verzweifelt wirft sie die Arme hoch und umklammert mich. Ihre Lippen treffen meinen Mund. Gierig schnellt sie die Zunge hinein, und die weitaufgerissenen Augen spiegeln aggressive Lust, beinahe sexuellen Haß ihres nach Befriedigung dürstenden Körpers wider. Wie im Rausch drücke ich sie gegen einen Baumstamm. Ihr Mund ist mit meinem untrennbar verbunden. Während sie mir herrisch den Speichel aussaugt, preßt sie mir ihren Schoß fordernd entgegen.Besinnungslos, willenlos unterwerfe ich mich der von ihr entfachten Raserei, lasse mich treiben wie ein Süchtiger. Meine Hände befreien mein gespanntes Glied, reißen den Rock ihres Kleides hoch, arbeiten sich zu ihrem Geschlecht vor, ertasten Stoff, streichen ungeduldig über Ihre Scham. Unter heftigem Atmen löst sie sich widerwillig von mir. Mit prallem Glied stehe ich da, sehe zu, wie sie verbissen an ihrer Unterwäsche zerrt. Der Stoff zerreißt. Lüstern hebt sie den Rock hoch, bietet mir ihren nackten Schoß dar, greift nach meinen Glied und umschließt es mit festem Druck.Die Konturen ihrer Gestalt verschwimmen vor meinen Augen. Riesengroß sehe ich ihren Unterleib auf mich zukommen, diesen länglichen Spalt zwischen den schwarzen Haaren. Ich möchte untergehen in der lockenden Tiefe und wehre mich doch gegen die Macht, mit der mich Anni unterjochen will. Brutal drücke ich sie gegen den Baum, torkle ihr breitbeinig nach und lasse die Spitze zwischen den sehnsuchtsnassen Lippen auf- und abtanzen. Ihr Körper windet sich im Fieber. Sie keucht, bläst mir stoßweise heißen Atem ins Gesicht und starrt dabei aus schmalen Augenschlitzen fasziniert auf das spielerische Glied wie auf einen Feind, den es zu vernichten gilt.Eine massive Geilheit strömt von ihr aus, die mich fast wahnsinnig macht, doch grausam umspiele ich den lechzenden Eingang, ohne ihn zu durchdringen, weide mich an den Qualen, die ihr Gesicht widerspiegelt, bis sie mein Geschlecht demütig an ihre Öffnung heranführt.“Stoß endlich zu“, flüstert sie mit versagender Stimme und stemmt kraftvoll den Unterleib vor. „Komm … ich halte … es nicht mehr aus …komm endlich … mach mich fertig… ich will dich… deinen….“ Ihre Vulgärheit schlägt wie eine reißende Woge über mir zusammen, und ich durchbohre sie brutal und rücksichtslos, so daß sie vor Schmerz aufschreit.“Weiter „, röchelt sie, „ja, so… tiefer…. noch tiefer… noch mal… komm endlich… du Dreckskerl… nimm mich …tiefer rein…“ Barmherzig werden die ordinären Worte von ihrem geilen Stöhnen verschluckt.Ihre Spalte ist schlüpfrig, heiß und animalisch. Die Ströme fließen nur so an meinem Glied herab, und immer noch drückt sie mit breit auseinandergespreizten Beien begierig den Unterleib vor, um jede Bewegung aufzufangen, während ihre Zunge mein Ohr umkreist, die Linien der Ohrmuschel nachzeichnet, hineinschnellt, sich rasch zurückzieht.Mein Penis zuckt gequält auf. „Du“, keuche ich, „lange halte ich das nicht mehr aus.“
Aus ihren geilen Augen blitzt nahende Befridigung auf. „Mach“, befiehlt sie verzückt, „los, .. es kommt mir… gib´s mir …
o Liebling, mach schneller… bitte… schneller…“Gnadenlos stoße ich ins Fleisch der lustwimmernden Frau ein. Kralle die Hände in rissige Baumrinde, stemme die Beine haltsuchend in den weichen Waldboden, bis ihr Kopf von einer Seite auf die andere Schlägt, sich die Zähne in höchster Wollust krampfhaft verbeißen und ein tierischer Schrei aus dem schmerzlich verzogenen Mund wie eine langgezogene Klage im Wald verhallt. Der Himmel beginnt vor meinen Augen zu tanzen, der Boden gibt nach, als ziehe er mich hinab… ein Blitz zuckt auf mich nieder, und aufschäumend wie das Gewässer des nahen Flusses vermischt sich unsere Lust, entlädt sich in einer einzigen Sturzflut. Ermattet warten wir aneinandergeklammert, bis sanfte Ruhe unsere heißgelaufenen Geschlechter umfängt, während schon zähflüssige Tropfen meine Schenkel abwärtsrinnen.Jetzt lächelt sie entspannt und streicht mir mit mütterlicher Zärtlichkeit über die schweißnasse Stirn. Still betrachte ich ihre harmonisch gelösten Gesichtszüge. Als ich endlich den Blick losreiße, bemerke ich eine alten Pilzsammlerin, die uns mit unmißverstädnlicher Haltung erschöpft am Baumstamm stehen sieht. nach wenigen Schritten dreht sie sich maulend um.“ keine Scham ham´s heut´mehr, aber schon gar keine. Pfui!“Anni lacht übermütig hinter ihr her.
„Wenn ich mal so alt bin, dann schäm´´ich mich auch wieder.“ und fügt leiser hinzu: „Vorausgesetzt, daß ich überhaupt so alt werde.“ Ende Seite 561977 erschienen in „Tagebuch eines Casanovas“ im Stephenson Verlag